Du bist jemand, der an alles denkt. Du spürst Stimmungen, bevor jemand etwas sagt.
Du willst, dass es allen gut geht – im Team, in der Familie, im Alltag.
Und irgendwie landet am Ende alles bei dir: die Verant-wortung, das Kümmern, das Mittragen. Nur für dich bleibt oft nicht viel übrig.
Und genau das ist der Punkt, an dem viele funktionierende Erwachsene heute festhängen. Weil sie gelernt haben, dass ihr Wert daran hängt, wie viel sie leisten, tragen oder für andere tun. Aber sie haben nie gelernt, wie es sich anfühlt, auch für sich selbst da zu sein.
Vielleicht warst du nie das Kind, das laut war. Vielleicht hast du früh gespürt, dass du nicht zu viel sein darfst.
Oder dass Mama schon genug Sorgen hatte. Oder Papa abwesend war – emotional oder tatsächlich.
Und du hast begonnen zu kompensieren. Unbewusst. Leise.
Heute bist du erwachsen. Du stehst im Leben. Und trotzdem reagiert dein System auf Belastung immer noch wie damals:
Indem du dich zuständig fühlst. Indem du stark bleibst. Indem du dich zurücknimmst.
Du nennst es „Verantwortung“. Aber oft ist es ein Überbleibsel von etwas, das nie wirklich gesehen wurde: dein stiller Versuch, damals Ordnung zu schaffen, wo Chaos war.
Du bist im Außen souverän – aber innerlich oft müde
Du sagst selten „nein“, weil du niemanden enttäuschen willst
Du fühlst dich für Dinge verantwortlich, die du gar nicht kontrollieren kannst
Du stellst deine Bedürfnisse hinten an, ohne es überhaupt zu merken
Du hast Angst, egoistisch zu sein, wenn du auf dich hörst
Du fühlst dich nur sicher, wenn alles unter Kontrolle ist
Und wenn dich jemand fragt, wie es dir geht, sagst du: „Passt schon.“
Weil du gar nicht gelernt hast, wie es sich anfühlt, wirklich mal alles bei dir selbst zu lassen.
Was dich im Alltag belastet, hat meist eine tiefere emotionale Wurzel.
Hinter überhöhter Verantwortung stehen oft drei bestimmte Emotionen, die sich tief ins System eingeprägt haben:
Schuld
Die stille Überzeugung: „Ich bin verantwortlich, wenn es anderen nicht gut geht.“
Diese Emotion entsteht oft, wenn du als Kind das Gefühl hattest, durch dein Verhalten das emotionale Gleichgewicht in der Familie beeinflussen zu müssen – auch wenn du keine reale Schuld trägst.
Überforderung
Wenn du innerlich das Gefühl kennst: „Ich darf nicht schlappmachen.“
Als Kind warst du vielleicht emotional auf dich allein gestellt – und dein System hat gelernt, immer weiterzumachen, selbst wenn’s zu viel wird. Diese Energie ist heute noch aktiv.
Pflichtgefühl
„Ich muss das machen – sonst tut es keiner.“
Dieses Pflichtgefühl kann sich eingeschliffen haben, wenn du früh Verantwortung übernehmen musstest – für Geschwister, für Ordnung, für emotionale Stabilität. Heute zeigt es sich als Unfähigkeit, Dinge abzugeben – selbst, wenn du längst nicht mehr musst.
Diese Emotionen wirken nicht bewusst. Aber sie bestimmen oft dein Handeln, deinen inneren Druck – und den Moment, wo du wieder über deine eigenen Grenzen gehst, ohne es zu merken.
Du darfst Verantwortung abgeben – und trotzdem verlässlich sein.
Du darfst „nein“ sagen – und bleibst trotzdem ein Mensch mit Herz.
Du darfst deine Bedürfnisse priorisieren – ohne egoistisch zu sein.
Du darfst aufhören, das Wohl aller zu tragen – und anfangen, dir selbst Raum zu geben.
Es ist ein Prozess. Ein ehrlicher. Manchmal auch ein schmerzhafter. Denn alte Rollen lösen sich nicht einfach so. Aber sie dürfen Schicht für Schicht weich werden. Und was übrig bleibt, ist nicht Schwäche – sondern Du.
Du spürst, dass du präsent bist – nicht nur verfügbar
Du hörst dir selbst zu – nicht nur den Bedürfnissen anderer
Du hast mehr Energie, weil weniger in die Kompensation fließt
Du wirkst ruhiger – nicht weil du dich zusammenreißt, sondern weil du angekommen bist
Du beginnst, aus deiner Mitte heraus zu handeln – nicht aus Schuld, Pflicht oder Angst
Wir dürfen heute erwachsen sein – mit all unserer Klarheit, Reife und Verantwortung.
Und gleichzeitig dürfen wir das Kind in uns würdigen, das einst viel zu früh stark sein musste.
Nicht, um in der Vergangenheit zu verweilen. Sondern um aus ihr heraus das zu heilen,
was heute noch nach uns ruft.
Denn echte Stärke bedeutet nicht, alles allein zu tragen –
sondern zu erkennen, wann es Zeit ist, loszulassen.
Bleib bei dir!
Suzana. Die Herz-Seelen-Verbinderin